Klaus Engelmann, der Vorsitzende vom Thüringer Landesverband der Schreberjugend besuchte am Wochenende (13./14. August) den Eisenacher Kleingartenverein „Schöne Aussicht“ e.V.. Er brachte Informationsmaterial und Anregungen mit. Ziele und Aufgaben, sowie Möglichkeiten des Engagements der Schreberjugend erörterte er im folgenden Interview.
Wie kam es, dass Ihr Weg Sie nach Eisenach führte?
Seit Kurzem gibt es in Eisenach mit dem Kleingartenverein „Schöne Aussicht“ ein neues Mitglied bei der „Deutschen Schreberjugend“. Die „Schöne Aussicht“-Gärtner sind der erste Verein in Eisenach und im Wartburgkreis, der der „Schreberjugend“ beigetreten ist. Da ist es doch normal, dass man die neuen Mitstreiter einmal persönlich kennenlernen möchte. Zumal ich den Eindruck habe, dass man in diesem Gartenverein sich besonders stark um die Kinder der Kleingärtner kümmert, sogar im Vorstand eine eigene Kinderbeauftragte vorweisen kann. Schließlich soll ja der Nachwuchs einmal in die Fußstapfen der Eltern treten und einen Kleingarten übernehmen.
Was ist die Schreberjugend eigentlich?
Die „Schreberjugend“ ist einer der ältestes Jugendverbände Deutschlands. Dabei geht es nicht nur um die Kleingärtnerei. Im Sinne von Moritz Schreber geht es um die allseitige Entwicklung der Kinder. Und da besonders um die Bewegung. Das war zu Zeiten von Schreber im 19. Jahrhundert schon eine Aufgabe, und das ist sie noch heute.
Bewegung gibt es auch in Sportvereinen?
Das ist richtig. Aber wir verbinden ja die Bewegung mit der Kleingärtnerei. So begann in Thüringen alles im Jahr 2019 mit der Altenburger Showtanzgruppe „Energy Diamonds“. Die gibt es immer noch, und sie gehört zur Thüringer Schreberjugend. Wir als Thüringer nutzen das Informationsmaterial des Bundesverbandes und dessen Freizeitangebote wie Ferienlager. Wir haben in Thüringen aber auch eigene Vorhaben, beispielsweise einen Graffiti-Workshop. Und dafür haben sich die Gärtner der „Schönen Aussicht“ gleich beworben. Denn wie ich sehe, gibt es auf dem Festplatz des Vereins noch einige freie Flächen für Farbe. Der Bundesverband erarbeitet auch Arbeitsmaterialien. Themen sind da beispielsweise das Leben in der Erde unter dem Titel „Da ist der Wurm drin“, der Bau von Hochbeeten oder das Leben von Hummeln und Bienen.
Hartmut Werner, stellvertretender Vorsitzender vom Kleingartenverband in Eisenach und im Wartburgkreis, besuchte Sie an Ihrem Informationsstand. Gibt es da Neuigkeiten?
Meine Gastgeber waren so freundlich, und hatten mein Kommen in der Presse und über die Verbandspost ankündigen lassen. Das nutzte der stellvertretende Verbandsvorsitzende natürlich. Es war ein interessantes Gespräch. So ist es ein Anliegen der „Thüringer Schreberjugend“, den Schulgartenunterricht mit der Kleingärtnerei zu verbinden. Und der Kreisverband hier in Eisenach hat ein Projekt, das Naturschutz und Kleingärtnerei verbindet. Besonders interessant ist dabei, dass Schulklassen und Kindergartengruppen das Projekt in der Anlage „Sonnenschein“ nutzen können. Denn dort gibt es künftig eine Streuobstwiese. Was sich doch wirklich anbietet für Vorhaben mit Kindern.
Ist das auch für andere Kleingartenvereine von Interesse?
Natürlich. Es gibt Gartenanlagen, die haben Leerstand. Warum sollte man diese Gärten nicht nutzen, um Mädchen und Jungen aus Schulen oder Kindergärten einzuladen und gemeinsam zu gärtnern. Oder man nutzt das Fachwissen von Kleingärtnern und lädt diese in die Schule zum Unterricht ein.
Was nehmen Sie nun mit zum Landesverband der „Thüringer Schreberjugend“ nach Ihrem Besuch in Eisenach?
Dass wir mit dem Gartenverein „Schöne Aussicht“ für das nächste Jahr in Eisenach einem Graffiti- Workshop planen. Da sind jetzt schon Kontakte zu knüpfen. Wenn es also einen Gartenverein aus der Region gibt, der Kinder am Workshop teilnehmen lassen möchte, der kann sich an die Eisenacher „Schöne Aussicht“ wenden. Teilnehmer sind noch herzlich willkommen. Zumal auch das Bundesland Hessen gleich nebenan liegt. Warum nicht über Landesgrenzen hinweg Mitstreiter finden. Außerdem bearbeitet die „Schöne Aussicht“ mit ihren Kindern zwei bemerkenswerte Projekte. So geht es zum einen um den „Lebensraum Garten“, wo die Tierwelt und die Wildkräuter
eine Rolle spielen bis hin zur Vermeidung von Müll. Außerdem beschäftigt sich der Verein mit seinen Gartenkindern im Projekt „Regionales ist unsere Sache“ mit traditionellen Gemüse- und Obstsorten aus Mitteldeutschland. Dafür wurden Fördergelder beantragt. Ich drücke dem Verein die Daumen, dass die Finanzierung klappt.
Und wenn es in einem Gartenverein vielleicht mal keine Kinder gibt?
Mitglied bei der „Schreberjugend“ wird immer der ganze Verein. Also können auch die Enkel von Kleingärtnern an unseren Mitmach-Aktionen teilnehmen. Die „Schöne Aussicht“ ist da jetzt mit gutem Beispiel vorangegangen. Die aktiven Kinder hier haben sogar schon ihre grünen T-Shirts mit dem Schreberjugend-Logo bekommen. Und wie ich hörte, gab es bereits einen Ausflug in den Gartenverein „Sonnenschein“, um sich das Naturschutzprojekt anzuschauen. Außerdem will ich daran erinnern, dass Martin Luthers Weggefährte Spalatin sowohl in Eisenach als auch in Altenburg wirkte. Da gibt es also schon eine recht alte Verbindung zwischen den beiden Städten. Und Eisenach mit seinen Sehenswürdigkeiten und dem Thüringer Wald ist ganz gewiss ein lohnendes Ziel, dass die Thüringer und vielleicht auch mal die bundesdeutsche „Schreberjugend“ sich demnächst in Eisenach trifft. Außerdem erfuhren nun einige Eisenacher Kleingärtner etwas über den Mutzbraten. Es muss ja nicht immer die Bratwurst beim Vereinsfest sein. Übrigens sagt man in Altenburg zur Bratwurst dann doch Roster. Aber das haben die Eisenacher ganz schnell verstanden.
Ihre Linsensuppe mit Wurstigelchen schmeckte übrigens am Wochenende beim „Westernfest“ auch hervorragend.
Das Interview führte Heiko Kleinschmidt /Eisenach
Fotos Verein / K. Engelmann